Blauer Himmel über der Ruhr
Endlich geht es los. Monatelange Vorbereitungen haben ein Ende. Unsere Fahrräder sind bepackt und unsere Pilgerausweise haben wir in der Tasche. Gestern haben wir uns im Gemeindebüro unserer Kirchengemeinde St. Josef in Dortmund Kirchlinde den Startstempel in den Pilgerausweis drücken lassen. Die himmlische Buchhaltung hat uns in ihrer Pilgerliste eingetragen. Jetzt, Samstag den 28.04.2007, 8.00 Uhr, rollen wir bei schönstem Sommerwetter von Zuhause los. Unsere Eltern winken uns nach und hoffen, dass die sieben Wochen für die wir uns hier gerade verabschiedet haben, schnell vorübergehen.
Wir fahren südwärts und erreichen nach etwa einer Stunde in Witten die Ruhr. Hier fahren wir über die Brücke und dann entlang des Muttentals, der Keimzelle des Kohlebergbaus im Ruhrgebiet die Ruhr abwärts. Nach etwa 2 Kilometern endet der Radweg unvermittelt am Ruhrufer. Ein Schild weist uns darauf hin, dass ab 01. April eine Fähre verkehrt. Aber wo ist die Fähre? Wir machen sie am gegenüberliegenden Ufer aus. Auch der Fährmann sieht uns und gibt uns zu verstehen, dass er momentan nicht gedenkt, sich wegen zwei Fahradfahrern zu bewegen. So fahren wir notgedrungen wieder zurück bis zur Brücke nach Witten und dann auf der anderen Flussseite wieder gen Westen. Eine halbe Stunde später sind wir an der Stelle, wo die Fähre steht. Der Fährmann murmelt etwas von zu wenig Betrieb und von Fähre kaputt... Ich unterdrücke (von wegen Pilgerfahrt) meine Flüche im Ansatz und wir fahren einfach weiter. Was ist schon eine Stunde bei einer siebenwöchigen Reise!
So fahren wir am Kemnader See entlang und kommen bei Essen zum Baldenysee. Hier ist ordentlich was los. Bei dem schönen Wochenendwetter ist hier das halbe Ruhrgebiet unterwegs. Viele Läufer, Radler und Skater machen den Weg entlang des Sees fast schon etwas eng. Aber wo viele Menschen ihre Freizeit genießen, gibt es auch immer ein gutes gastronomisches Angebot. Und so finden auch wir leicht einen schönen Biergarten für eine gemütliche Pause. Kein Wölkchen und vor allen Dingen keine Luftverschmutzungen trüben den blauen Himmel über der Ruhr. Als Willy Brand in den 60er Jahren auf einer Wahlkampfveranstaltung in Dortmund den "blauen Himmer über der Ruhr" versprochen hat, konnte das kaum jemand glauben. Und doch ist es Realität geworden.
Dann geht es weiter immer der Ruhr entlang. Essen, Werden, Kettwig, Broich gegenüber von Mülheim. Im Park von Schloss Broich läuft gerade so was wie ein Stadtfest. Auch die freiwillige Feuerwehr leistet ihren Beitrag. Und gerade als wir durch den Park wollen sperrt so ein Schnösel von der Jugendfeuerwehr den Weg ab. Irgendwann in den nächsten Stunden kommt da wohl ein Fahrzeug vorbei. Gib einem Menschen eine Uniform... Es helfen keine Argumente, kein Bitten und kein Flehen. Der Knabe sieht die Unsinnigkeit seines Handelns nicht ein. Also drehen wir und suchen uns einen anderen Weg durch den Park. Gut, dass ich auf Pilgerfahrt bin. Beim nächsten Mal sieht das Bürschlein meinen Mittelfinger und ich zeig ihm wer stärker ist.
Wir nähern uns Duisburg und damit der Ruhrmündung. Hier überholen wir ein radelndes Paar und lösen Aufregung aus. Die Beiden haben die Jakobsmuscheln hinten an unserem Gepäck gesehen und richtig gedeutet. "Fahren Sie wirklich den Jakobsweg bis nach Santiago de Compostela?" Ja, das machen wir! Fragen, Antworten, mehr Fragen, mehr Antworten. Dann wünschen uns die beiden freundlich eine gute Reise und blicken uns neidisch hinterher. In Ruhrort, der Stelle an der unsere Ruhr in den Rhein mündet fahren wir über die Rheinbrücke nach Alt Homberg. Hier finden wir nach kurzer Suche direkt gegenüber der Ruhrmündung das Hotel Rheingarten. Ein Doppelzimmer für uns ist noch frei und so checken wir gegen 16.00 Uhr ein. Wir sind trotz der Hitze von 32 °C heute 110 KM gefahren.
Und nun kommt das, was in den nächsten Wochen ein tägliches Ritual wird. Ankommen, duschen, Trikots und Unterwäsche waschen, Ortsbesichtigung. Viel zu Besichtigen gibt es hier nicht, aber nach der langen Zeit auf dem Fahrradsattel tut es gut, am Rhein spazieren zu gehen. Unser Abendessen nehmen wir im Hotelrestaurant. Noch ist Spargelzeit in Deutschland. Da fällt die Auswahl leicht. Und glaubt es oder lasst es: Um 20.00 Uhr liegen wir im Bett.
Abschnitt 2. Die Mosel. Von Koblenz bis Metz.
Abschnitt 3. Über Land. Von Metz zur Loire.
Abschnitt 4. Die Loire. Von Cosne bis Nantes.
Abschnitt 5. Der Atlantik. Von Nantes bis Biarritz.
Abschnitt 6. Biarritz - St. Jean Pied die Port
Abschnitt 7. Der Camino Frances. Von St. Jean Pied de Port bis Santiago de Compostela.
Startort - Zielort | Dortmund - Duisburg / Alt Homberg | |
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Hotel Rheingarten | |
Bemerkung zur Unterkunft | Liegt gegenüber der Ruhrmündung. Typisch Deutsche Ausflugsgastronomie. Na ja, OK. | |
Tagesleistung in KM | 110 | |
Gesamt - KM bis hier | 110 | |
Wetter | Sonnig und heiße 32 °C | |
Besonderheiten | Endlich geht es los. |
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