4. November 2007 - ING New York City Marathon
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Persönlicher Reisebericht
Gleich vorweg: Wer von mir einen objektiven Wettkampfbericht mit Namen, Zahlen, Siegern, Siegzeiten usw. erwartet, wird hier endtäuscht. Das machen die einschlägigen Läuferzeitschriften wie Runners World oder Spiridon viel besser. Ich berichte hier über meine persönlichen Eindrücke und meinen Lauf beim New York City Marathon 2007. Wer die objektiven Daten wissen möchte, wird in dem sehr schönen Bericht auf Eliterunning.de fündig. Folgt einfach diesem Link. Jetzt aber zu meinem Bericht. Jeder Marathoni kennt den Spruch "einmal im Leben muss man in New York gelaufen sein". Na dann, habe ich mir gedacht. Das klingt ja fast wie Sex. Denn mal los. Vorspiel 1. Vorspiel 2. Aber jetzt! Der Akt. Leider bekommen die meisten Starter, so wie ich, trotz der noch reichlich vorhandenen Wartezeit nichts vom vorgezogenen Start der Elite-Frauen mit. Ich hätte die spätere Siegerin des Frauenwettbewerbs, Paula Radcliff, schon mal gerne live gesehen und beim Start angefeuert. Aber dann ist es auch endlich Zeit, sich in den eigenen Startblock zu begeben. Laut meiner Startnummer habe ich mich im blauen Startbereich (es gibt noch orange und grün) fast ganz hinten aufzustellen. Vom Startschuss, der vermutlich um 10.10 Uhr gefallen ist, bekommen wir hier nichts mit und zunächst tut sich auch sonst nichts. Erst langsam, gaaaaanz langsam, setzt sich unser Startblock in Bewegung und als ich die Startlinie auf der Verrazano Bridge überquere ist das Rennen bereits 25 Minuten alt und die Elite Männer haben sicher schon 7 Kilometer Vorsprung. Na gut, da ich jetzt sowieso nicht mehr gewinnen kann lasse ich mir halt Zeit und genieße den Lauf. Im gemütlichen Tempo von etwa 6 Minuten pro Kilometer laufe ich über die Brücke und beginne unendlich viele aus unerklärlichen Gründen vor mir gestartete langsamere Läufer zu überholen. Zum Glück ist Platz genug, so dass daraus kein Stress wird. Auf großen Stücken der Laufstrecke sind wirklich viele Zuschauer und alle paar hundert Meter macht am Rand eine Band ordentlich Stimmung. Wir laufen aber auch durch Bereiche die so gut wie menschenleer sind und ich beginne mich zu fragen, ob das mit den zwei Millionen Zuschauern so stimmen kann. Ich rechne mal kurz durch und komme zu dem Ergebnis, dass die Menschen auf den gesamten 42 Kilometern beidseitig mindestens in Zwölferreihen stehen müssten. Nein, das mit den Zuschauern ist sicher eher ein Gerücht. Beim London Marathon war es voller und die Stimmung ist in Berlin oder Köln auch nicht schlechter als hier in New York. Das spricht jetzt nicht gegen den New York Marathon aber es spricht deutlich für London, Berlin oder Köln. Wir laufen durch Brooklyn und Queens und überqueren nach etwa 25 KM die Queensboro Bridge nach Manhatten. Etwa zwei Kilometer weiter ist der erste Streckenpunkt an dem die Zuschauer der InterAir Fantour auf ihre Läufer warten. Ich fühle mich noch fit wie frisch losgelaufen, freue mich Helga zu sehen, erlaube mir einen kurzen Stopp und weiter geht es Richtung Bronx. Wir verlassen Manhattan und laufen über eine Brücke in die Bronx. Bereits nach knapp zwei Kilometern verlassen wir diesen Stadtteil wieder und laufen über die nächste Brücke zurück nach Manhattan. Jetzt bin ich doch ganz froh darüber, es langsam angegangen zu sein. Durch die vielen Brücken waren so manche Steigungen zu bewältigen und es bestätigt sich, dass New York eher ein verkappter Berglauf als eine der sonst üblichen flachen und schnellen Marathonstrecken ist. In Manhattan angekommen zieht sich die Strecke nun auf der 5th Avenue deutlich bergauf in Richtung Central Park. Etwa viereinhalb Kilometer vor dem Ziel laufen wir in den Central Park ein. Hier stehen nun aber wirklich mal viele Zuschauer und feuern uns an. Gut so, denn als ich etwa zwei Kilometer vor dem Ziel den zweiten Treffpunkt der InterAir Fangruppe passiere, sehe ich laut Helga nicht mehr ganz so frisch aus und so fühlt es sich auch an. Die Steigungen auf den letzten 10 Kilometern und insbesondere im Central Park haben es in sich. Ich möchte mir hier heute nicht wehtun und so erlaube ich mir, im völligen Gegensatz zu meinem letzten im Frühjahr gelaufenen Marathon, mein Tempo auf den letzten 10 Kilometern deutlich zu reduzieren. Trotzdem bin immer noch ich derjenige der hier überholt. Nach 4 Stunden, 23 Minuten und 55 Sekunden laufe ich als 19231. Finisher über die Ziellinie. Bei etwa 38.500 Finishern insgesamt liege ich damit ziemlich genau in der Mitte. Na, da bin ich alter Sack doch ganz zufrieden mit mir. Da habe ich den Kenianischen Sieger Martin Lel (2:09:04) ganz erfolgreich vor mir hergejagt. Ich hoffe, dass ich wenn die Urkunde eintrifft, auch noch die Platzierung in meiner Altersklasse erfahre. Im Zielbereich war es im völligen Gegensatz zum bisherigen Verlauf nun sehr eng. Langsam schieben wir uns vorwärts in Richtung Medaillienempfang und Kleiderbeutelausgabe. Mit den müden Beinen nicht so ganz angenehm aber nach etwa einer halben Stunde kann ich dann doch den Park verlassen. Am vereinbarten Treffpunkt finde ich schnell mit Helga zusammen und wir machen uns auf den zwei Kilometer langen Fußweg zum Hotel. Na also, das wäre geschafft und der New York Marathon ist gelaufen. Ob es wirklich so ist, dass ein Marathonläufer mindestens einmal in New York gelaufen sein muss? Keine Ahnung. Das mag jeder Läufer für sich individuell unterschiedlich beurteilen. Für mich war es ein sehr schönes Marathonerlebnis so wie ich schon einige sehr schöne Marathonerlebnisse hatte. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Die Zigarette danach :-) Beides zusammen, New York mit dem Marathonlauf und die Anschlussreise nach Miami Beach haben eine runde Sache ergeben. Beides alleine wäre uns zu wenig gewesen. So aber war es eine Reise, die sich wirklich gelohnt hat. Übersichtskarte der Streckenführung (PDF) Homepage des ING New York City Marathon Homepage unseres Resiseveranstalters InterAir |
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